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Jazz im Grossformat – Big Band Olten feierte 25-Jahre-Jubiläum

Samstag, 27.03.10

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Seit 25 Jahren bringt die Big Band Olten die Region in Schwingung. Auch im Zeitalter von iPod & Co. setzt sich die aufwendige Jazzformation lautstark und vielbeachtet in Szene. 1985 gründeten ein paar jazzbegeisterte Amateurmusiker zusammen mit Musikstudenten aus der Region Olten eine Big Band. Diese mauserte sich schnell zu einem festen Bestandteil der hiesigen Kulturszene, nicht zuletzt dank ihrem Bandleader Umberto Arlati. Der weit über die Region hinaus bekannte Trompeter und Bandleader aus der Dreitannenstadt ist ein Urgestein der Schweizer Jazzszene; 2010 erhielt der 80-Jährige den Kunstpreis des Kantons Solothurn. Unter seiner Leitung baute die Big Band Olten ein Repertoire auf, das den klassischen Big Band-Sound ins Zentrum stellte: Glenn Miller, Count Basie und Benny Goodman begleiteten die Formation während vieler Jahre.

Klassische Besetzung

Die Big Band Olten spielt in klassischer Besetzung mit vier Trompeten, vier Posaunen, fünf Saxofonen und einer Rhythmusgruppe. Während in der Unterhaltungsmusik in den Neunzigern immer mehr Elektronik in die Produktion von Musik einfloss, hielt das OltnerJazzorchester
an ihrem ehrlichen, handgemachten Sound fest. Ein musikalischer Paukenschlag war das 10-Jahr-Jubiläum 1995.

Die Band feierte den runden Geburtstag mit dem Jazzchor «Nightingales» aus Solothurn. Nach 1998 wurden die Konzerte seltener. Die Bühne gehörte anderen Stilrichtungen wie Rock oder Rap. Viele Veranstalter scheuten den logistischen Aufwand, eine sechzehnköpfige Band zu engagieren. 2006 übergab Umberto Arlati nach über 20 Jahren die Leitung an den Dulliker Musiker Christoph Spiegel, der schon diverse Orchester in der Region geleitet hatte.

Neubeginn vor fünf Jahren

Es gab einen musikalischen und personellen Neubeginn. Auch in den Registern verzeichnete die Band diverse Blutauffrischungen. Bis heute ist die Big Band Olten eine wichtige Station für viele talentierte Jazzmusiker aus der Region. Hier können sie erste Erfahrungen sammeln, hier können sie ihre musikalischen Hörner abstossen. Schützenhilfe für den Neustart gab es auch vom Musikmarkt: Die Unterhaltungsindustrie entdeckte den grossen Sound. Der deutsche Sänger Roger Cicero landete mit seinem Big Band-Sound auf den vorderen Chartplätzen, Musiker wie Sting lancierten ihre zweite oder dritte Karriere mit grossen Orchestern im Rücken. Udo Jürgens füllte mit der Pepe Lienhard Band aufseinen Tourneen so grosse Hallen wie schon lange nicht mehr. Das gab auch der Big Band Olten wieder Auftrieb. Mit der Verjüngung des Personals hielten auch modernere Komponisten wie Wayne Shorter Einzug ins Repertoire, die Liebe zu Count Basie ist aber geblieben. So präsentiert die Big Band Olten heute einen frischen und abwechslungsreichen Mix aus Altbewährtem und Neuentdeckungen.

Zwischen Sakristei und Jazzkeller

Bisherige Krönung nach der Talsohle war das Konzert zum 25-Jahre-Jubiläum in der Schützi Oten vor randvoller Kulisse. Die Musiker machten sich selber ein Geschenk mit regional verankerten Gastsolisten: der gebürtigen Amerikanerin und im Kanton Solothurn lebenden Sängerin Bernita Bush, dem Oltner Musiklehrer und begnadeten Saxofonisten Alex Hendriksen und dem hochbegabten Oltner Schlagzeuger Noby Lehmann. Doch man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Getreu diesem Motto übergab Christoph Spiegel den Dirigentenstab an diesem Konzert an die nächste Generation talentierter, junger Oltner Musiker weiter: Stephan Fröhlicher hat den Förderpreis der Stadt Ölten aus dem Jahr 2009 im Rucksack und spielt in diversen Formationen Trompete. Er wandelt sicher zwischen unterschiedlichen Stilrichtungen. Ein echter Brückenbauer, der auch der Big Band Olten neue Impulse verliehen hat. Davon zeugt das letzte grosse Projekt im Rahmen des Kirchenklangfestes Cantars 2011 in Olten. Zusammen mit einem 150-köpfigen Projektchor, rekrutiert aus Kirchenchören der Region, intonierte die Big Band Olten Duke Ellingtons «Sacred Concert», ein Werk angesiedelt zwischen Sakristei und rauchigem Jazzkeller.

Allen Trends zum Trotz hat sich die Formation in all den Jahren immer wieder auf ihre eigene Weise neu erfunden. Man darf gespannt sein, was der Big Band Olten in den nächsten 25 Jahren noch alles einfallen wird.

Artikel von Beat Hügli, e-Periodica.ch